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Re: Sattlernähmaschine

Verfasst: 20.11.2013 19:39
von Nordseekrabbe
Moin,

das ist ja eine supertolle Arbeit und ein ganz tolles, sehr persönliches Geschenk geworden. Hut ab! :dhoch:

LG Anne

Re: Sattlernähmaschine

Verfasst: 21.11.2013 16:31
von Aquaria
Sali Anré

Hier handelt es sich um eine Schustermaschine. In den Sattlereien verwendet man dieses Modell nur für die feinen Arbeiten, für das "richtige" Leder muss dann eine Adler oder Campbell ran. Aber ich möchte dir in keiner Art Weise die Maschine vergällen, mir gefällt sie ausserordentlich gut.

Es ist, wie du sagst, alte Maschinen haben ihren eigenen Charakter. Jede Änderung an Faden oder Spannung nehmen sie einem übel. Darum heisst es ja auch "die" Maschine: Sie sind zickig, schnell eingeschnappt und dann ewig diese Sticheleien...

Jetzt aber zu deinem eigentlichen Problem: Ausgelassene Stiche sind in 90% der Fälle eine Frage der Fadenspannung. Erfahrungsgemäss ist oft der obere Faden zu wenig gespannt. Gerade bei alten Maschinen können diese Spannvorrichtungen ausgeleiert sein. Wenn sie sich nicht mehr fest genug anspannen lassen, einfach zweimal rumwickeln. Wirkt manchmal Wunder!

Manchmal ist aber auch die Nadel schuld. In vielen Fällen hilft es, eine gröbere Nadel einzuspannen. Durch das grössere Loch kann der Faden dann besser flutschen. Auch die Nadel kann verdreht sein. Die Rille an der Nadel muss genau da sein, wo der Faden daran lang läuft. Du musst dir das so vorstellen, dass der Faden in der Nadel versinken muss, um ohne Widerstand durch das Nähgut gleiten zu können. Ist der Faden zu grob oder woanders als die Rille, klappt das natürlich nicht.

Und dann noch ein alter Sattlertrick, wenn die Stiche nicht schön werden wollen: Nimm eine Rolle Malerband (oder Abdeckband oder wie das bei euch heisst) und klebe die Unterseite damit ab. Dann einfach drüber nähen und hinterher das Klebeband mit einer schnellen Bewegung wegreissen. (Je billiger das Malerband, desto einfacher geht das) Durch die glatte Unterseite kommt der Oberfaden besser durch das Nähgut und schlingt sich damit leichter um den Unterfaden.

Gutes Gelingen!

Aquaria (im früheren Leben mal Sattler gewesen)

PS: Die Tasche ist schön geworden, Kompliment!

Re: Sattlernähmaschine

Verfasst: 21.11.2013 18:52
von Rollo
Moin,
den Trick mit dem Abdeckband werde ich mal bei meiner Zeltnäherei testen, kannte ich bislang nicht. :dhoch:

Re: Sattlernähmaschine

Verfasst: 22.11.2013 19:40
von Aquaria
Hallo Rollo

Bei Stoff einfach zuerst an einer unauffälligen Stelle ausprobieren, ob sich das Klebeband sauber wieder lösen lässt. Das kann schon mal Überraschungen geben. Ich mache das jeweils bei grobem Sackstoff (Jutegewebe). Erst kleben, dann schneiden, Schnittkante abnähen und Klebeband wieder wegzupfen und schon ist alles versäubert, ohne dass sich ein einziger Faden aus dem Staub gemacht hat.

Den Trick habe ich übrigens von einem Schreiner, der macht das immer so, wenn er mit der Stichsäge Holz zersägt, das auf der Unterseite "ausfranst". Oder auch bei kunststoffbeschichteten Materialien muss man manchmal so arbeiten.

Re: Sattlernähmaschine

Verfasst: 26.11.2013 01:03
von Gleiter
Danke für die Komplimente.

Interessant, @ Aquaria, was Du schreibst. Zumal die meisten Tips in die Richtung gingen dass der Oberfaden zu straff gespannt sei. Mit minimaler Entspannung + Verstellen des Nähkopfes konnte ich beim starken Faden eine deutliche Besserung erlangen, beim dünneren Faden hätte ich wohl mehr justieren müssen...

...ich werde ergo nur noch mit einer Fadenstärke arbeiten um's mir einfacher zu machen.

Nadeleinstellung ist akkurat ausgeführt, das mit dem Fluchten in der Rille ist mir bekannt.

Der Trick mit dem Malerband ist mir insoferne bekannt als dass simples Seidenpapier mitgenäht den vermutlich gleichen Effekt hat - gerade bei gröberen Stoffen verhindert das Seidenpapier dass Fäden aus dem Stoff eingezogen werden. Im Leder habe ich zum Glück ein sauberes Nähbild.

Und ja - das ist eine Schustermaschine, und keine Sattlermaschine. Hab' i.Ü. inzwischen erfahren dass viele Schuster noch immer an solchen Maschinen arbeiten...

Gruß, André.

Re: Sattlernähmaschine

Verfasst: 10.12.2013 13:03
von Per
Zwei Dinge sind mir hier aufgefallen:
1. KnowHow kann ziemlich schnell verloren gehen :(
2. Wenn man die richtigen (leider nicht die offiziellen) Kanäle anzapft, ist noch sehr viel vorhanden :)

Re: Sattlernähmaschine

Verfasst: 26.02.2014 14:49
von Procpest
Hallo Andre
Dieser lange federauf der rückseit ist für die einstelungvon der materialstärcke da kann man auch es justieren ,aber du ast ja gemerkte es bedeutet viel übung und fingerspitzen gefühl .Dein werk sieht ervoragen aus und ist mi so ein machine nich besser in zu beckommen
Grüßevon Procpest (schuhmacher zeit ca.30 jahre

Re: Sattlernähmaschine

Verfasst: 27.02.2014 19:18
von Eremit
Hallo hier noch ein kleiner Tipp!
Ich habe 2 Adler eine Stiefelschaftmaschiene und eben die Schustermaschiene!
Die Schusternähmaschine ist mit eurer recht baugleich auf den ersten Blick!
In dem Teil mit dem ihr die Richtung ändert, die große "Flügelschraube" quasi sind 2 kleine Arretierschräubchen drin, die sind kaum mehr zu bekommen! Schaut nach daß die euch nicht verloren gehen! Ich habe ein geschlagenes Jahr nach der Ersatzschraube gesucht und dann doch glatt 40 Teuros dafür hinlegen müssen! Also Vorsicht!

Re: Sattlernähmaschine

Verfasst: 27.02.2014 21:23
von Gleiter
Danke Euch für die Hinweise!

@ Procpest: Interessant, das erste Mal ein Tip für die Funktion dieses Teiles. ich werde das testen. Danke auch für das Kompliment, dennoch, wenn eine Nähmaschine Stiche ausläßt passt irgend was nicht.

Aber es ist inzwischen schon klar - das Einstellen ist recht umfangreich.

@ Eremit: Selbst bei peniblem Suchen sind diese Schrauben nicht zu finden, die große Flügelmutter kann ich rundum drehen ohne an Anschläge zu stossen.

Dank und Gruß, André.

Re: Sattlernähmaschine

Verfasst: 28.02.2014 13:11
von Eremit
Ich such mal wo die sitzen! war damals ne blöde fummelei! Die Schrauben halten die Flügelmutter damit die nicht nach unten weg kann!