Aprilwetter in Cadzand-Bad und Retranchement/NL

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Exfalter
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Aprilwetter in Cadzand-Bad und Retranchement/NL

Beitrag von Exfalter »

Retranchement, bzw. Cadzand-Bad/NL

Da wir vor 17 Jahren das erste Mal da waren und in den darauf folgenden Jahren noch viele weitere Male, gibt es von mir keinen Reisebericht. Wir haben nichts für die Kultur getan (außer dem Fischereimuseum in Breskens), waren nur 1x auswärts essen und haben nichts weiter besichtigt. Aber wir haben die Seele baumeln lassen, lange Spaziergänge gemacht, gelacht, gespielt, viel gelesen (sogar unser lesefauler Sohn!) und uns in den 2 Wochen gut erholt.

Am Tag vor der Abfahrt (Samstag, 07.07.07) packte ich das Auto (der Wohnwagen war bereits bis auf die Lebensmittel fertig gepackt), als ich hinten links einen arg schlaffen Reifen sah. Die Fußluftpumpe mit Manometer zeigte nur noch 1 bar, statt der üblichen 2,9 bar an. Auf ebener Stelle bockte ich das Auto hinten auf, löste die Handbremse und untersuchte den Reifen auf Beschädigungen. An 2 Stellen befand sich etwas metallenes im Profil. Das eine hatte keine Auswirkung, das andere sorgte für „pfffffffff...“. Es ist der 3. Platten in diesem Jahr und das bei den relativ teuren verstärkten Reifen. Natürlich ist Samstags um 16:00 Uhr bei keinem Reifenhändler mehr an Reparatur zu denken, also habe ich einen Winterreifen (ein 2. Winterreifen dient schon als Reserverad, weil ich mir vor ein paar Wochen im Wald einen der Sommerreifen kaputt gefahren habe und der bisherige Reservereifen schon im Einsatz ist) montiert und auf den richtigen Druck gebracht. Dann bin ich mit dem Auto über die Caravanwaage gefahren und habe ermittelt, dass das Auto mit mir und Gepäck 1.515 kg wiegt. Es fehlen noch Frau, Sohn und Hund (nochmals 130 kg), macht also 1.645 kg + Stützlast vom Wohnwagen. Wenn diese bei 75 kg liegt ist das Zulässige Gesamtgewicht vom Auto bereits um 10 kg überschritten.

Am Abfahrtstag, Sonntag, 08.07.07, fuhr ich mit dem Wohnwagen über die Caravanwaage. Stützlast 75 kg, Achslast 820 kg. Damit ist das Gesamtzuggewicht um 30 kg überschritten. Wir haben also die Beladungsgrenzen gewichtsmäßig überschritten. Raum zum Laden wäre noch reichlich vorhanden. Hätten wir bei einer Wiegekontrolle Gewicht abladen müssen, wären mit Wasser aus dem (ausnahmsweise vollen) Wasserkanister und mit den Mineralwasservorräten maximal 31 kg zusammen gekommen. Also darf ich mir für die Zukunft Gedanken über weitere Gewichtseinsparung machen. Ein paar Ideen hätte ich schon: Kein Zusatzgestänge für’s Vorzelt (Orkanstützen), endlich Alumöbel statt der Holzmöbel, kein Hundefutter auf Vorrat...
Wir benötigten 05h15m für die ca. 380 km lange Strecke Saarburg-Luxemburg-Brüssel-Gent-Knokke-Retranchement. Unsere Reisegeschwindigkeit lag bei ca. 85-90 km/h laut Tacho. Der Verbrauch lag mit 7,08l/100km (das ist knapp 1,3l über dem üblichen Verbrauch) Diesel erstaunlich günstig.
Wir hatten uns auf Simon’s Wunsch für die Niederlande Karte entschieden. Ihm gefällt es besonders dort und möglicherweise ist es der letzte gemeinsame größere Campingurlaub. Da der Campingplatz De Wachtsluis in Retranchement (ursprünglich ein Minicamping) nicht so groß ist, hatte ich ausnahmsweise reserviert und knapp die Hälfte der Gebühren bereits vorab gezahlt. Tatsächlich war der Campingplatz bis auf 3 Plätze belegt. Bei der Ankunft die unerfreuliche Mitteilung, dass der Rest der Kosten gleich bei Ankuft fällig wird. Also, dass die Familie Vermue (Inhaber des CP) etwas raffgierig ist, wissen wir schon lange, aber ich habe mich nicht komplett durch die ausschließlich in niederländisch abgefasste Buchungsbestätigung gearbeitet. Da Frau Vermue den Hund (3 EUR/Tag) nicht berücksichtigt hatte, erhöhte sich die Gebühr noch etwas.
Wir bekamen einen recht großzügigen Stellplatz unweit des Spielplatzes und während Simon einen ausgiebigen Spaziergang mit dem Hund zum Strand machte, bauten Yvonne und ich auf und richteten uns ein. Wir benötigten knapp eine Stunde bis zum ersten kühlen Getränk im Liegestuhl.
Der Campingplatz ist uns wie gesagt schon seit Jahren bekannt. Wir waren 1990 in den Sommerferien schon einmal dort. Da war der Minicamping nur eine eingezäunte Wiese Minicamping, ringsum ein paar Stromanschlüsse und sanitäre Einrichtungen in einer Scheune. In diesem Jahr wurde dieser Platzteil nicht belegt. Seit mindestens 13 oder 14 Jahren ist aber der eigentliche Campingplatz eine durch Hecken unterteilte Fläche heute. Es gibt einige Dauercamper (die Saison geht von Ostern bis Ende Oktober). Ein sehr sauberes Sanitärgebäude ist vorhanden Sanitär. Allerdings gibt es Warmwasser nur gegen Extrageld, das heißt: Duschen entweder 1 Minute zu 20 ct oder 4 Minuten zu 50 ct. Spülwasser läuft 30 Sekunden für 20 ct. Toilettenpapier ist selbst mitzubringen. So kennen wir es schon seit Jahren, früher waren es aber keine Eurocent, sondern die der Gulden (und keine 20, sonder 25 Cent). Der Stellplatz kostet mit 3 Personen (Kinder ab 3 Jahren zahlen bereits voll) inklusive Auto (steht allerdings extra auf einem Parkplatz, auf dem CP selbst haben Autos nur zur An- oder Abreise eine Daseinsberechtigung), Hund und Strom 28,50 EUR. Rechnet man jetzt noch wenigstens einmal duschen (à 50 ct) und zweimal spülen hinzu, sind wir schon bei 30,40 EUR/Tag. Ein stolzer Preis für einen CP, der außer Sauberkeit und einem Kinderspielplatz nichts (noch nicht mal Brötchen, geschweige denn eine Einkaufsmöglichkeit für Lebensmittel) zu bieten hat. Lediglich in der Hauptsaison kann man Gasflaschen bekommen. Übrigens kostet die Reservierung noch mal satte 6 EUR extra! Ich fürchte, wir sind zum letzten Mal dort gewesen. Allerdings fiel uns nicht zum ersten Mal auf, dass
1. überwiegend Niederländer auf diesem Platz sind (außer uns waren nur 2 andere deutsche und 2 belgische Autos auf dem Parkplatz) und
2. das Sanitärgebäude nun schon seit vielen Jahren in unverändert gutem Zustand (keinerlei Beschädigungen, Defekte oder „Malereien“ – alles funktioniert) und
3. die Stellplätze um den Spielplatz bei Familien mit Kindern sehr beliebt sind, denn die Kleinen können hier ohne Begleitung hin, während Mama und Papa sie dennoch permanent im Blick haben.
Das Wetter, schon in Deutschland über www.wetter.com beobachtet, sah nicht allzu toll aus. Vor Ort war es wechselhaft. Abschließend kann ich sagen: an einem Tag hat es nicht geregnet. Warm war es an einem Tag (nämlich an dem ohne Regen). Wir hatten einige heftige Gewitter, wobei die Sturmböen über den tiefer als die Zufahrtstraße liegenden CP mit ringsum schützenden Bäumen hinwegfegten. Einmal gab es einen Dauerregen von 6 Stunden oder länger – das war der Moment, in dem wir uns schworen, niemals wieder zu reservieren und künftig den Urlaubsort nur noch in Abhängigkeit von der Wettersituation zu suchen. Zum Glück hatte ich den Petroleumofen eingepackt, der an trüben Morgen oder Abenden (bzw. wenn die Sonne unterging) das Vorzelt auf sommerliche Temperaturen brachte. Mit nur einer Tankfüllung kam ich aus. Im Wohnwagen haben wir nur in einer Nacht kurz den kleinen Keramik-Heizer eingeschaltet (auf 500W), weil Yvonne über Kälte klagte. Sie hatte sich kurz vor der Abfahrt einen Hexenschuss zugezogen und ist bekanntermaßen wärmebedürftiger als ich (Yvonne war der Hauptgrund für den Wohnwagen statt Faltcaravan).
Ein Vorteil der vorhandenen Ortskenntnis ist die Tatsache, dass man gewisse Geschäfte nicht erst lange suchen muss: In Oostburg gibt es Aldi (Nord, kleiner enger Laden, wenig Parkplätze) und Lidl (groß mit eigenem großen Parkplatz) und jede Menge kleiner feiner Läden für Mode, Möbel, Backwaren, Haushaltswaren, Lebensmittel, Drogerie, Blumen, etc. Es gibt auch Restaurants, die wir aber nicht besucht haben. In Breskens gibt es einen großen Campingladen Keijmel, wo ich jedes mal hin muss. Sluis ist eine schöne Stadt zum Bummeln, Besichtigen, Essen, Einkaufen. Nieuwvliet-Bad soll angeblich den schönsten Badestrand haben, uns gefällt der zwischen dem Naturschutzgebiet „Het Zwin“ und Cadzand-Bad allerdings genauso gut. Außerdem ist der über einen Dünenweg schnell zu Fuß zu erreichen. In Belgien sind Knokke, Blankenberge, Brügge, Ostende und einige mehr einen Ausflug wert.
Das eine Mal, wo wir raus Essen waren, waren wir im „’t Krekeltje“ in Eede (dort ausgeschildert, liegt noch ein paar km außerhalb vom Ort), dem Pfannenkuchenhaus mit Kinderbauernhof. Auch das kennen wir schon von früheren Aufenthalten und wir besuchten es auf Simon’s Wunsch. Die herzhaften Pfannenkuchen dort haben es uns besonders angetan, obwohl auch die Süßen eine Sünde wert sind. Da dort überwiegend Familien mit kleinen Kindern zu finden sind, ist es relativ laut in diesem Lokal, aber die Preise sind noch einigermaßen familienfreundlich.
Am Donnerstag, 19.07.07, hatten wir wettermäßig den schönsten und wärmsten Tag. Freitag wurde es wieder regnerisch, abends klarte es aber wieder auf. Eigentlich wollten wir noch bis Sonntag, 22.07.07 bleiben, aber schon Samstag zogen wieder dicke Quellwolken heran, die einige Gewitter versprachen. Deshalb entschieden wir, noch Samstag nach Hause zu fahren. Während Yvonne und Simon mit dem Hund einen ausgiebigen Spaziergang mit Einkaufen von Reiseproviant veranstalteten, räumte ich unsere Sachen ins Auto und baute das Vorzelt (trocken) ab. Zwischendurch schaute immer wieder die Sonne heraus, so dass es mir sogar gut warm dabei wurde. Nach 90 Minuten war alles verpackt, die Familie tauchte wieder auf. Ich opferte noch ein letztes Mal 20 ct für die Dusche und um 13:00 Uhr machten wir uns wieder auf die Reise. Jetzt zogen schwarze Wolken vom Meer her auf.
Für die Rückfahrt steigerte ich unser Reisetempo auf ca. 95 km/h (Verbrauch: 7,35l/100km). Wir machten nur eine kurze Pause und waren nach 05h06m wieder in Saarburg.
Alles in Allem war es ein schöner Urlaub, nur mal wieder viel zu kurz!

Stephan
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Jule
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Beitrag von Jule »

Ein richtig schöner und anschaulicher Urlaubsbericht
Und man kann sehen, dass es auch bei nicht so tollem Wetter und an altbekanntem Ort ein gelungener Urlaub sein kann.

Dein Bericht hat mich wieder mal daran erinnert, dass wir eigentlich auch einmal das Faltergewicht überprüfen müssten. Ich will es ja nur mal wissen, aber Uwe meint, das wäre nicht nötig. Die Stützlast ist bei ca. 53 kg, also auch schon knapp drüber. Aber es fehlt eigentlich noch eine Gasflasche im Deichselkasten. Dafür haben wir einen tierisch schweren Klappspaten herausgenommen, den wir seit 2 Jahren durch die Gegend fahren. Es ließe sich sicher noch einiges einsparen.
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Exfalter
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Beitrag von Exfalter »

Hi Jule,

es gibt viele, die so einen Klappspaten in ihrer Ausrüstung haben. Was will man damit tun? Regengräben um's Zelt ziehen ist auf Rasenplätzen grundsätzlich verboten...
Wenn ich weiter Gewicht verringern will, könnte ich z.B. ausschließlich in den sonnigen warmen Süden reisen. Dann entfällt schon mal der Petroleumofen. Es würde eine Gasflasche mit 5kg dicke reichen: Die 2,8kg CampinGaz, die wir 2003 im Frühjahr für die Falterküche gekauft hatten, ist immer noch an unserem Gasgrill in Gebrauch und fast nicht leer zu kriegen :D.
Fleece-Decken sind zwar leicht, aber müssen es tatsächlich 6 Stück sein? Die Menge war angeschafft für den Fall, dass wir nicht unsere Bettdecken von zuhause mitnehmen.
Die schwere Häringskiste könnte mal entrümpelt werden. Ein paar Sachen daraus waren noch nie im Gebrauch.
Wenn wir unser Busvorzelt aufbauen, könnten wir den Tisch der Hecksitzgruppe eigentlich zuhause lassen, denn dann stellen wir unseren Holzklapptisch (selbstgebaut - 8,8kg) ins Vorzelt. Nur wenn wir mit dem Vordach reisen, hängen wir den Tisch am Wohnwagen außen ein. Aber man weiß ja nie, ob man auf jeden Fall das Vorzelt aufstellt (witterungsbedingt) und wenn wir zu dritt drinnen sitzen und essen wollen, müssen wir die Hecksitzgruppe benutzen.
Wir könnten generell nur noch zu zweit fahren: Da sparen wir mindestens 60kg Lebengewicht plus Zubehör (Klamotten, Gepäck) ein :lol:.
An Kleidung können wir kein Gewicht einsparen. Wir gönnen uns (auch schon zu Falterzeiten) den Luxus, jeden Tag frische Wäsche anzuziehen und dennoch am Urlaubsort keinen Waschtag zu veranstalten. Dann könnte eigentlich auch das "Rei in der Tube" daheim bleiben :wink:.
Es gibt noch mehr Einsparmöglichkeiten, vielleicht sollten noch mehr User gemeinsam darüber nachdenken :roll: :?:

Gruß,
Stephan
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